Trigger:
HAEtte ich mal lieber nicht …

Manchmal kommen Schwellungsattacken wie aus heiterem Himmel, daran lässt sich leider auch heute noch nichts ändern. Doch es scheint bestimmte Auslöser zu geben, die eine Attacke wahrscheinlicher machen. Dazu gehören zum Beispiel:1

  • Verletzungen, Stöße oder Druck
  • Operationen, zahnärztliche Behandlungen
  • bestimmte Nahrungsmittel (z. B. Alkohol, scharfe oder saure Speisen)
  • Infektionen
  • Insektenstiche
  • körperlicher Stress (z. B. Überanstrengung)
  • psychischer Stress (positiv wie negativ)
  • Temperaturschwankungen, Hitze oder Kälte
  • Wetterumschwung
  • bestimmte Medikamente (ACE-Hemmer bei Bluthochdruck, hormonelle Verhütungsmittel, die Östrogene enthalten)
  • Veränderungen des Hormonhaushalts (bei Frauen z. B. Monatsblutung, Eisprung)

Diese möglichen Auslöser sind individuell sehr verschieden. Um herauszufinden, was bei dir womöglich eine Schwellungsattacke triggert, ist es hilfreich, ein Schwellungstagebuch zu führen. Nach einer Weile kannst du vermutlich Zusammenhänge feststellen. Versuche dann, für dich typische Auslöser so gut es geht zu vermeiden.

Vorzeichen richtig deuten

Manchmal gibt es Anzeichen oder Vorboten, mit denen sich eine Schwellung ankündigen kann – sogenannte Prodromi.2

Die häufigsten Anzeichen sind:

  • Müdigkeit, Abgeschlagenheit
  • Reizbarkeit, Aggressivität
  • depressive Verstimmungen
  • kribbelnde und spannende Haut
  • rötliche Hautveränderungen

Doch auch diese Vorboten sind sehr individuell. Wenn sich eine Attacke ankündigt, lege dir vorsichtshalber deine Akutmedikation zurecht. Versuche Ruhe zu bewahren und dich zu entspannen.

Manchmal können bestimmte Lebensmittel oder Zusatzstoffe HAE-Attacken auslösen. Welche das sind, ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Und oft ist es das Zusammenspiel mehrerer Faktoren, das zu einer Attacke führt. Ein Ernährungstagebuch kann dabei helfen, herauszufinden, ob dies mit bestimmten Nahrungsmitteln zusammenhängt. Weitere Tipps findest du hier.

Dass sich psychischer Stress körperlich auswirken kann, ist den meisten heutzutage klar. Doch für Menschen mit HAE machen sich körperliche Folgen oft deutlich schneller in Form von Schwellungen bemerkbar. Dabei ist es egal, ob positive oder negative Gefühle aufwühlen – für den Köper bleibt Stress eben Stress. Und genau der kann, wie Angst oder Aufregung, HAE-Attacken auslösen. Daher ist es wichtig, dass du deine Notfallmedikation und -karte stets bei dir hast.

Eine Notfallkartenvorlage zum Ausdrucken und Ausfüllen findest du hier.

Ach, das geht schon noch … Und „schwupps“ ist die nächste Attacke im vollen Gang. Vermeide körperliche Überanstrengung (Sport tut gut, man sollte sich nur nicht überanstrengen). Dafür eignen sich regelmäßige Pausen und ein gelegentliches In-sich-Hineinhorchen. Wenn du mehr rund um HAE und Sport erfahren möchtest, lies am besten hier weiter.

Verletzungen und Operationen sind häufige Auslöser von HAE-Attacken. Ganz, ganz wichtig: Informiere IMMER den behandelnden Arzt oder die behandelnde Ärztin über deine HAE-Diagnose, damit notwendige Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden können. HAE ist eine seltene Krankheit, mit der selbst jahrzehntelang tätige Mediziner/innen meist wenig zu tun haben, wenn sie fachfremd sind.

Während der Pubertät und des Menstruationszyklus unterliegt der weibliche Körper hormonellen Schwankungen: Östrogen kann die Häufigkeit und Schwere von HAE-Attacken beeinflussen. Viele Frauen berichten davon, dass während der Ovulation (Eisprung) oder kurz vor der Menstruation häufiger HAE-Attacken vorkommen. Dies liegt daran, dass sich die Hormonspiegel während solcher Phasen verändern und Östrogen die Aktivität bestimmter Proteine im Blut beeinflussen kann, die an der Regulation von Schwellungen beteiligt sind.

Die Einnahme der Antibabypille kann HAE-Attacken auslösen oder verstärken, was auf die durch die Pille verursachten hormonellen Veränderungen zurückzuführen ist. So war es auch bei Franziska – hier berichtet sie von ihrem Leben mit HAE.

Während der Schwangerschaft steigen die Hormonspiegel, insbesondere von Östrogen und Progesteron, erheblich an. Beide Hormone können die Häufigkeit und Schwere von HAE-Attacken beeinflussen. So ist es nicht verwunderlich, dass viele schwangere Frauen über eine Zunahme der Attacken berichten.

Die Menopause ist eine Phase im Leben einer Frau, die von hormonellen Veränderungen begleitet wird – auch der Rückgang des Östrogenspiegels kann HAE-Attacken beeinflussen.

Tipp

In jeder Lebensphase, in der hormonelle Veränderungen anstehen, sollte das Vorgehen bei der Medikation mit der Ärztin / dem Arzt besprochen werden, damit diese / dieser bei Bedarf die Langzeittherapie an die jeweilige Lebenssituation anpassen kann.

Infektionen wie eine Grippe oder eine einfache Erkältung bedeuten Stress für den Körper. Sie können das Immunsystem belasten und Attacken auslösen. Präventiv eignen sich konsequente Hygieneroutinen, um Infektionen möglichst zu vermeiden.

Einige Medikamente, besonders ACE-Hemmer, AT1-Antagonisten (zur Behandlung von Bluthochdruck, Herzinsuffizienz und Nierenerkrankungen) und östrogenhaltige Präparate sind bekannt dafür, HAE-Attacken zu begünstigen. Der Hintergrund ist, dass sie den Abbau von Bradykinin hemmen, welches bei HAE vermehrt produziert wird und die Ursache für die Schwellungsanfälle ist. Besprich deine Medikation unbedingt immer mit einem HAE-erfahrenen Arzt oder einer erfahrenen Ärztin.

Vom Regen in die Traufe: Auch plötzliche Wetterveränderungen und extreme Temperaturschwankungen können HAE-Attacken auslösen. Versuche, dich auf Temperaturwechsel mental einzustellen und entsprechende Kleidung zu tragen.

Alkohol kann HAE-Attacken erheblich verschlimmern und sogar triggern. Das liegt an mehreren Faktoren. Erstens entzieht Alkohol deinem Körper Flüssigkeit, was zu Dehydratation führen kann. Die Dehydratation kann das Risiko für Attacken erhöhen.

Zweitens erweitert Alkohol die Blutgefäße. Eine derartige Gefäßerweiterung kann besonders problematisch sein, da sie Schwellungen zusätzlich begünstigt. Drittens schwächt Alkohol das Immunsystem und macht den Körper so anfälliger für Infektionen. Da Infektionen ein bekannter Auslöser für HAE-Attacken sind, kann ein geschwächtes Immunsystem das Risiko indirekt erhöhen.

Deshalb solltest du deinen Alkoholkonsum im Auge behalten und, wenn überhaupt, nur maßvoll trinken. Sprich mit deiner Ärztin oder deinem Arzt über deine Erfahrungen mit Alkohol und die Auswirkungen auf dein HAE.

Und wie immer: Halte deine Notfallmedikamente bereit und informiere deinen Freundeskreis über deine Erkrankung, damit dieser im Notfall weiß, was zu tun ist.

(1) Kinderblutkrankheiten.de: Symptome: Welche Krankheitszeichen haben Patienten mit einem Hereditären Angioödem (HAE)?
https://www.kinderblutkrankheiten.de/erkrankungen/hereditaeres_angiooedem/krankheitszeichen/
(2) DocCheck Flexikon: Hereditäres Angioödem
https://flexikon.doccheck.com/de/Hereditäres_Angioödem